°°Fotographisches°°

by Ute Schwerfel

Eine Hausmutter im NSG Halde Pluto-Wilhelm – 30. Juli 2017

Name(n): Hausmutter
Wissenschaftlicher Name: Noctua pronuba
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Überfamilie:
Familie:  Eulenfalter (Noctuidae)
Unterfamilie:  Noctuinae
Gattung: Noctua

 

 

 

Merkmale

Die Flügelspannweite der Falter beträgt 50 bis 60 Millimeter. Die Flügelfarbe der Vorderflügel variiert von hellbraun über gelbgrün bis zu dunkelbraun und fast schwarz. Auch in der Kontrastierung ist eine große Variation zu beobachten, von fast einfarbig bis hell/dunkel gefleckt. Die Makel sind meist zu erkennen; mit einem hellen Ringmakel und einem dunklen Nierenmakel. Die Weibchen haben im Durchschnitt etwas hellere Flügel als die Männchen, die meist etwas bunter und deutlicher gezeichnet sind. Am Ende der Wellenlinie am Kostalrand ist ein länglicher, scharf begrenzter, schwarzer Fleck ausgebildet, der allerdings bei manchen Exemplaren auch in zwei bis drei kleinere Flecke aufgelöst sein kann. Die Vorderflügel sind verhältnismäßig schmal. Der Halskragen ist im Allgemeinen heller gefärbt als der Thorax. Die Hinterflügel sind gelb mit schwarzer Binde. Der schwarze Diskalfleck fehlt bei den meisten Formen.

Die Raupen sind zuerst grünlich, später bräunlich. Sie werden bis zu 50 mm lang und haben eine gelbe Rücken- und Seitenlinie. Sie tragen auf jedem Abdominalsegment einen schwarzen Längsbalken.

In der Nacht dringt die Hausmutter oft in Häusern ein, um tagsüber darin zu ruhen. Deshalb bekam sie auch den Namen Hausmutter.

Die Hausmutter kann ohne Aufwärmung der Flügel durch schnelles Vibrieren abfliegen.


Flug- & Raupenzeit

Die überwiegend nachtaktiven Falter fliegen in Mitteleuropa von Juni bis Oktober, einzelne Falter sogar bis in den November hinein in einer Generation. In Nordafrika beginnt die Flugzeit der Falter bereits im März.

Die Raupen sind im Allgemeinen ab September bis Mai des darauf folgenden Jahres zu finden.


Verbreitung

Ganz Europa, Nordafrika. In Nordamerika wurde der Falter eingeschleppt.


Habitat

Der Falter kann in fast allen Lebensräumen gefunden werden.


Nahrung

Die Raupen ernähren sich von krautigen Pflanzen wie der Großen Brennnessel (Urtica dioica), dem Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosa), verschiedenen Kohlarten (Brassica spec.) oder Raps (Brassica napus).


Fortpflanzung & Entwicklung

Die Eiablage kann sich über mehrere Monate hinziehen. Ein Gelege kann aus mehreren Hundert Eiern bestehen. Insgesamt legt ein Weibchen 2000 bis 3000 Eier ab, in der Zucht wurden Weibchen beobachtet, die bis über 4000 Eier ablegten. Meist werden die Gelege in einiger Höhe über dem Erdboden abgelegt. Die Gelege werden an Zweigen, aber auch künstlichen Objekten wie Spanndrähten befestigt, aber auch in sogenannten Eispiegeln. Die Raupen sind im Allgemeinen ab September bis Mai des darauf folgenden Jahres zu finden. Die Eiräupchen verzehren nach dem Schlupf zuerst die Eihüllen und seilen sich dann vom Gelege ab. Dabei können sie, am Abseilfaden hängend, leicht vom Wind verdriftet werden. Die Eiräupchen sind noch ausschließlich tagaktiv, die Raupen im zweiten Larvalstadium sind überwiegend tagaktiv. Erst ab dem dritten Larvalstadium werden die Raupen nachtaktiv; tagsüber verstecken sie sich am Boden. Sie ernähren sich von vielen verschiedenen krautigen Pflanzen und Holzgewächsen. Die Raupen klettern gelegentlich auch hoch auf ihre Nahrungspflanzen. Entsprechend der langen Periode der Eiablage werden im Spätherbst Raupen in völlig unterschiedlichen Larvalstadien gefunden (L1 bis L6); diese überwintern auch in völlig unterschiedlichen Larvalstadien. Auch entwickeln sich die Raupen eines einzigen Geleges unterschiedlich schnell. Entsprechend unterschiedlich findet auch die Verpuppung statt; Puppen wurden von Ende April bis in den Juni des darauf folgenden Jahres gefunden. Bei warmer Witterung im Spätherbst können sich einzelne Raupen noch im selben Jahr verpuppen und sehr selten können sogar einzelne Falter noch im gleichen Jahr schlüpfen. Die Raupen verpuppen sich in einer Erdhöhle.


Mein Erlebnis mit diesem Tier

Die ersten Bilder dieses Falters sind unter ganz normalen Umständen entstanden … Die Hausmutter saß auf dem Sommerflieder und nahm kaum Notiz von meiner Aktivität mit der Kamera … Die letzte Begegnung mit dem Falter war allerdings für mich ziemlich aufregend … Wir hatten unsere Leuchten an und sorgten so in der Dunkelheit für Aufsehen in der Insektenwelt … Wie ich da so das Gras ableuchte, rempelt mich ein sooooo großer Nachtfalter am linken Arm an … Ich bekam spontan eine Gänsehaut und blieb stehen … Es war eine Hausmutter, die nach dieser Aktion im Gras neben mir landete … Sie blieb aber nicht ruhig sitzen, sondern flatterte immer wieder auf mich zu … Ich musste mich dermaßen zusammenreißen um nicht in Panik zu verfallen … Ich hatte mir ja schließlich so eine Begegnung gewünscht, weil Nachtfalter so hübsch mit ihren tollen Umhängen sind … Also atmete ich durch, bückte mich und versuchte das flatterhafte Tier zu fotografieren … Wenn der Falter startete und meinem Gesicht zu nahe kam, konnte ich mir ein Wimmern nicht verkneifen – aber nach ihm geschlagen habe ich nicht !!! Zum Schluß habe ich ihn sogar auf meine Hand krabbeln lassen … Ich war stolz auf mich, dass ich meine Ekel-Angst so im Griff hatte und musste mal wieder feststellen, dass es überhaupt keinen Grund gibt, diese Tiere nicht zu mögen … Ich werde weiter an mir arbeiten und den Kontakt zulassen …


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